Mittwoch, 4. Januar 2012

A d j e k t i v e mit dem Suffix "- i c h t"










Deutsch mit Sprechkopp!


- Folge 1 -



„- icht“?

Was "-icht? Oder: Nicht!
Was, wie, wie viele; ist das wahr?

Hör mal, Sprechkopp:
Lies mal:
"Beinicht“! – Gibbet dat?
Und wenn nischt!?


Hör mal, nein, schau in diese Liste, bitte. - Lege mal deinen Krückstock weg, bitte.
Datt is mein Putter!


Oho! Opa bringste den abba wieder. Ja?

Boah ey:


Ja, liesch!


Bergicht,

blumicht,
brandicht,
dornicht,
drüsicht,
eitericht.

Ehrlisch?


Ja, man weiter im Texischt! Nu! Fleisich!


Erdicht,

faulicht,
felsicht,
gabelicht,
glasicht,
grandicht,
grasicht,
grindicht,
heficht,
holzicht,
hornicht,
hügelicht,
kalkicht.
– Datt isch ja das Alphabet!


Ja, auch, wegen der Über-schicht!


Quatsch - keinen Quat-schicht hiersch!


Oh: käsicht,
kiesicht,
klebericht,
knorpelibt,
knorricht,
knospicht,
kreidicht,
kugelicht.
– Da kann man alles erkennen, was gemeint ischt! – Ischt das poetischt?


Nein, Quatschkopp!


Nee, lieber Sprechkopp – und ohne- ischt oder- s-cht!


Jo, weiterischt:

Lappicht,

laubicht,
lehmicht.
– Aha: lehmig! Voller Lehm!
Okay, bitte weiter!


Leimicht,

letticht
– Ne, ws soll ds heißen?
–Nö, das weiß ich auch nicht.


Aber, das noch:

Lumpicht,

markicht,
masericht,
meblicht,
milchicht,
neblicht -
pelzicbt,
perlicht,
pfulicht.
– Nee, da kenn ich viele nicht.
– Ist das was Vom Mörikescht?


Nein, das war nur „nebelicht“. Aber ds gibt es ja noch als Verbaldingsbumms.
– Okay, können wir auch streichen!
Und wieder loscht, mein Freundschen!


Rosicht,

salzicht,
schiefericht,
schuppicht,
schwammicht,
schwefelicht,
steinicbt,
sonnicht,
spiegelicht,
steinicht,
streificht,
talgicht,
teigicht.
– Aber, das gibbet et doch als „teigig“ – Mein Spekulatius-Verbrechen in Backteig und Spritzgebäscht! - war nur spässisch; nä: spaßig!

Okay!


Also?

Ja: tranicht,
weinicht.

Und?
Endicht?

Ja, die Liste ist zu Ende.


Oder hat geendet.


Oder: ist geendet.


Oder? Endig?


Mein Gott, Aber nicht etwa „gotticht“ - oder?
Nö! Wüsste ich nischt!

Und diese Adjektive, die ja teilweise sich sogar als Adverbien präsidieren, die gibt es, auch ohne Quatsch?
Ja, im Adelung.
– Was wie?

Ja, Adelung; solltest du wie Duden oder Wahrig oder Plötz oder Wulff kennen. - Nö! NöT


Gibbet ett denn schon –wullficht?
Das muss die Geschichte von U.A. Bundespräsident zeigen.
Ja – wie er endicht!

Eben: Der Adelung - ein tolles Wörterbuch - verzeichnete u. a. diese aufgelisteten -icht-Bildungen! (Na, ja, man kann no-sch mehr su-schen!)

Fast alle " –icht"-Bildungen sind untergegangen. Das muss einen systematischen Grund haben.
Ja! Das ischt nischt gut auszuspreschen!
Du heller Sprechkopp du!

Ja. Sie sind ersetzt worden durch einfacherer Bildung, die es teilweise vorher auch schon gab:
Neblig z.B. – Ist das bei Mörike auch so.
Wie? Ach, der schreib und sang in unser aller Ohr: Im Nebel ruhet noch –
Der Wulff?
Blödsinn, Sprechkopp: „die Welt“

Über die Untergangsgründe kann man in einem wichtigen Sprachlexikon nachschlagen:
Über Untergangswörter?
Wie? Haus Asher?
Nein, so:

Kleines Lexikon untergegangener Wörter (im Deutschen)
Oder: Von Afterkind bis Zungenheld.
Boa. Ey!
- Nabil Osman: Kleines Lexikon untergegangener Wörter. Wortuntergang seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. C. H. Beck Verlag, München 1999. Taschenbuch, 263 Seiten, 10,17 € -

Ja, wirklich „Zungenheld“, das gab’s? Dann nenn mich lieber „Zungenheld“ als Sprechkopp!
Versprochen, mein Sprechkopp!

*
Okay, ich muss noch korrigieren.
Aber, bis morgen!
Wie?
Ja, bis morgen, Zungenkopp.
Sprachkopp du! - Zungenheld!

Neenee – aber dat noch, hier: „letticht“? – Willste mir dat nicht erklären.
Ach, jo: Schau hier in diese Liste
„Letticht“, adj. et adv. dem Letten ähnlich. Ein lettichter Boden. Nieders. „Ankleiig“.“
Wie, das hat was mit unserm „Kleie“ und „Kleienboden“ zu tun?
Jojo! Da kannst du aber stolz seien. –Das hat noch kein Schüler aus der Stadt gewusst!
Dafür habben wia hia aber ausch Lehm und Kleie genusch!
Schau hier hin in das Stichwort unter zeno.org!


Nabil Osman über die Gründe - aber diesen Teil der Sprachbetrachtung verstecke ich erst mal gegenüber allen Schülern, nicht nurmeinem Sprechkopp! Pardon: Zungenheld:
Das ...Link. . . muss ich anders erarbeiten! Da schauen wir mal drüber hinweg.

"Wundts [Völkerspsychologie. Bd. I. Die Sprache (1904)] "Gesetz der Anpassung" der Sprache an den beschleunigten Vorstellungsverlauf entspricht der Auffassung von Haltenhoff.
Er äußert sich darüber folgendermaßen: »Man lebt nicht mehr in dem gespreizten Zeitalter des Rococo und der Menuett; der Mensch von heute hat, um es recht deutlich zu
sagen, einfach keine Zeit mehr, das t mitzusprechen. Freilich, wenn man Formen wie: ein schuppicht Panzerhemd, in schwärzlicht grauen Zügen, an rosichtem Band, der bläulichte Gott, mit blumichter Kette, aus felsichtem Schacht - den bezügl. Verbindungen ohne t gegenüberstellt, so wird in der Sprache ein wirklicher Zeitunterschied meist gar nicht vorhanden sein; aber das
Auge glaubt dennoch an ihn, und der Mund fügt sich. Danach wäre der Schwund des t aufzufassen als ein progressiver Assimilationsprozeß, ein Hinübergleiten des Auges und der Aussprachbewegung über das t, das wegen der sonst entstehenden Doppelkonsonanz
eine psycho-physische Hemmungsursache darstellen würde." Dazu sei nach Haltenhoff ein wichtiges Moment gekommen, »das hervorging aus dem evolutionistischen Charakter
der Gesamtentfaltung der Menschheit". Haltenhoff verweist damit auf das 18. Jh., das mit Absicht die -icht-Suffixe künstlich bevorzugte, um deren Unfähigkeit zu zeigen und auf die Gleichgültigkeit Goethes gegen das »unzweckmäßig, überflüssige "-icht". (S. Nabil Osman. S. 120)

Och, Zungenheld, dass-sch nosch, ausch wenn du dich scho angezogen hast für das Golfspiel auf dem Schulhofplatz (ätsch: mit Handreichungen):

Liescht du dasch autsch noch?

Wie? Das - no: dann los:

In der heutigen Schrift-, Mund und Hoch- und auch Zungenheld-Sprache [äh, ätsch - Magister du!!] werden diese Adjektiva - bis außer "töricht" - durch konkurrierende Bildung auf -ig verdrängt.

Äh, ja: Schluss mit Suffix!


Achwatt?! - Dat hätte isch misch ausch denk-, nä: schenken können!
Tschüssko!

Gut Loch! Noch! Denk an Opa. Der lässt den Rolli gerne stehn und hümpelt mit dem Stock los!

Tschau - ich muss Schulla. Da werd die Rasenfläche neben dem Schulhof beackern! - Finito!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen